Mit Ideen und Projekten erarbeiten die Mitglieder des Präventionsrats und fachliche Referenten Lösungen für Probleme, bevor sie ausufern.© Marion WennerDie Schülerbefragung ist ein zentrales Element von "Communities that Care" (CTC), „Kommunen die sich kümmern“. Ziel der Befragung ist es, Lebenswelt und Alltag der Schüler besser kennenzulernen, um darauf basierend zielgerichtete effektive Präventionsangebote anzubieten, die auf die Bedürfnisse der Jugendlichen reagieren. Die Ergebnisse der in anderen Orten durchgeführten Befragungen haben gezeigt, dass die Probleme von Jugendlichen häufig nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Diese in Kooperation mit der Universität Hildesheim und mit Unterstützung des Niedersächsischen Kultusministeriums entwickelte anonyme Befragung setzt zunächst die Zustimmung der Eltern voraus. Durchgeführt wird sie in den Schulen, wobei sie von den Schülern am Computer beantwortet wird, was rund eine dreiviertel Stunde dauert. Die Auswertung der Umfrage erhalten die jeweiligen Schulen sowie - als Zusammenfassung - auch die Samtgemeinde Tostedt. Die Befragung soll nach zwei bis drei Jahren wiederholt werden. "Dann können wir sehen, ob die Präventionsmaßnahmen wirken und wie sich die Situation entwickelt hat", so Samtgemeindebürgermeister Dr. Peter Dörsam.
Drogenprävention bleibt ein wichtiges Thema
Einerseits ist aktuell ein Rückgang des Drogenkonsums an öffentlichen Plätzen zu verzeichnen, berichtete Sarah Bohnsack, stellvertretende Dienststellenleiterin der Polizeistation Tostedt. Andererseits ist im Bereich der Drogenkriminalität der Anteil der Minderjährigen gestiegen, wie Lydia Freienberg, Hauptkommissarin der Polizeiinspektion Harburg, berichtete. Deshalb müsse vermehrt auf Prävention gesetzt werden. Die Diskussion um die Freigabe von Cannabis führe zu einer Verharmlosung des Rauchgiftmissbrauchs. Ein starker Missbrauch von Cannabis habe gerade für Jugendliche oft schlimme gesundheitliche Folgen und könne zu schweren Hirnschädigungen führen. Bei Elternabenden zu diesem Thema wäre eine größere Resonanz sehr wünschenswert, denn "Prävention lebt vom Mitmachen", so Lydia Feienberg. Dr. Peter Dörsam resümierte, die Schülerbefragung werde vielleicht gerade auch dieses Dunkelfeld beleuchten, so dass man danach eine bessere Basis für gezielte Prävention habe.
Auch das Internet hat Suchtpotential
Zur Sucht kann auch die Nutzung von Medien ausarten, und das bereits im Grundschulalter. Benjamin Gaum, Mitarbeiter der Resofabrik und Leiter des Jugendzentrums Tostedt sowie Eltern-Medien-Trainer der Landesstelle Jugendschutz, präsentierte Ergebnisse einer im Jahr 2018 mit 1.231 Kindern durchgeführten Studie zur Mediennutzung. Er berichtete unter anderem, dass 40 Prozent der Viertklässler Geräte wie Smartphone, Computer und Laptop Tag und Nacht in ihrem Zimmer zur Verfügung haben und sich viele nicht an die von den Eltern aufgestellten Regeln halten. Über 20 Prozent der Viertklässler würden Spiele spielen, die erst ab 18 freigegeben seien. Bei fast der Hälfte der Kinder sei das Gerät auch in der Nacht eingeschaltet. Spätestens ab Besuch einer weiterführenden Schule habe fast jeder Schüler ein solches Gerät. Wie soll Prävention im Bereich Mediennutzung aussehen? "Das Verhalten im Internet muss genauso erlernt werden wie das Verhalten im Straßenverkehr", erklärt der Leiter des Jugendzentrums. Es müsse auf Gefahren und Chancen hingewiesen werden.
Ein Graffiti-Projekt, das beeindruckte
Sachbeschädigungen und Schmierereien sind im öffentlichen Raum ein Problem, das jedes Jahr Tausende von Euro an Beseitigungskosten nach sich zieht. Nach dem Motto „Gestalten statt verbieten“, konnte Justin Brzoska ein Gemeinschaftsprojekts des MTV Tostedt, der Schule am Düvelshöpen und des Gymnasiums Tostedt vorstellen. Im Rahmen der Projekttage des Gymnasiums und der Graffiti AG der Schule am Düvelshöpen wurden große Flächen auf dem Vereinsheim des Vereins mit farbigen Graffitis versehen. Resümee der Aktiven: Sie wünschen sich weitere Projekte dieser Art, weil das schön aussieht und allen Beteiligten viel Spaß macht. Das sah auch der Präventionsrat so, lobte die Idee der Initiatorin Renate Preuss und dankte den Beteiligten Schülerinnen und Schülern sowie Betreuerinnen.
Dr. Peter Dörsam sagte zu, den Wunsch nach weiteren Flächen vor dem Hintergrund der unansehnlichen Flächen der Fußgängerbrücke am Bahnhof Tostedt an die Politik weiterzugeben.
Niedersächsischer Integrationspreis
Ideen und Anregungen sind auch gefragt für die Teilnahme an der Verleihung des Niedersächsischen Integrationspreises, Integration durch Musik, Kunst und Kultur. Da die Bewerbungsfrist zur Teilnahme in diesem Jahr schon verstrichen sei, freue er sich auf Ideen der Bürger und Bürgerinnen im nächsten Jahr, so Dörsam, denn Tostedt sei in diesem Bereich recht gut aufgestellt.
Marion Wenner